Pflanzengesundheit bei Weiden (Salix)

Trotz vegetativer Vermehrungsart sind Weidengewächse nicht besonders anfällig auf Krankheiten und Schädlinge. Vorausgesetzt, das Pflanzgut ist frisch und visuell frei von Schadorganismen. Da für die Vermehrung in der Regel einjährige Steckhölzer eingesetzt werden, fallen insbesondere auch jene Kontrahenten weg, welche wie der Weidenbohrer ausschliesslich mehrjähriges Holz befallen.

Es ist aber der Verwendungszweck, der definiert, wie gross eine schädigende Einwirkung ins Gewicht fällt. So beeinträchtigen beim Anbau von Flechtweiden Ruten- und Laubblattschäden das Ernteprodukt eher stärker, als dass eine grössere Population an Weiden bewohnenden Insekten den Ertrag einer Bienenweide an Nektar und Pollen schmälern könnte. Unterstützend für die Pflanzengesundheit dürfte in jedem Fall der Blick auf vitale Wachstumsbedingungen mit der Förderung von Nützlingen ein.

Pflanzgut von Weiden schneiden und begutachten ist keineswegs schwierig: In der Winterruhe und mit scharfem Werkzeug frisch schneiden, oder bei Zukauf zumindest frisch anschneiden und gut wässern (mindestens 24 Stunden). Schnittstellen und Rinde sollten unbeschädigt, der Markkanal weiss und die Knospen vollständig intakt sein. Dann wird gepflanzt. Im Spätwinter bzw. frühen Frühling, wenn der Boden feucht ist und die Temperaturen anziehen, gelingt der Start für die neue Weide am besten.

Soll die Weide in bestimmten Abständen geschnitten werden, wird das mit Vorteil ebenfalls in der Winterruhe durchgeführt. Die Rinde sitzt dann nämlich nicht so locker, das Schneiden gestaltet sich dadurch einfacher und Rindenausrisse sind weniger wahrscheinlich. Solch unsaubere Schnitte können nämlich die Eintrittspforte für schädigende Pilze und Bakterien sein. Bei der Kultur für Futterlaub, wofür die Triebe in der Regel erst nach dem Blattaustrieb geerntet werden, muss deshalb besonderen Wert auf scharfes Werkzeug und saubere Schnittführung gelegt werden. Einen immensen Einfluss auf die Pflanzengesundheit bergen die generellen Wachstumsbedingen. Da Weiden Pioniergehölze sind, ist ein sonniger Standort für ihr Wohlbefinden äusserst wichtig. Ausreichend Feuchtigkeit ist ihnen ebenfalls zuträglich; wohingegen stehendes Wasser zwar meist toleriert wird, im Fall von Flecht- oder Bindeweiden der Materialqualität aber ausgesprochen abträglich ist und Pilzkrankheiten begünstigt. Wesentlich für einen vitalen Wuchs ist jein gesunder Boden und «nette» Pflanzennachbarn. Monokulturen nur einer Pflanzengattung begünstigen immer Krankheiten und Schädlinge. Darum sollte man sich gerade im Flechtweidenanbau um eine gute Mulchwirtschaft und geeigneten Begleitwuchs bemühen. Denn ein vitales Bodenleben lässt sich nur spärlich durch andere Pflanzenschutzmassnahmen ersetzen. Wie wärs mit einer gelegentlichen Gründüngungseinsaat? Einer Unterpflanzung mit schattenverträglichem Salat wie z.B. Nüsslisalat? Einer Mischkultur mit anderen Nutzgehölzen? Oder gar einem kleinen Agroforstsystem, wo Gehölzreihen im Wechsel mit Ackerkulturen zu stehen kommen?

Direkt Nützlinge fördern im Weidengarten ist ebenfalls ein zielführender Ansatz. Unzählige interagierende Raupen landen dadurch in Vogelmägen und Schwebefliegen, Marienkäfer & Co kümmern sich um Blattläuse. Letztere lassen sich mit einer Begleitpflanzung von Buchweizen und Doldenblütlern perfekt anlocken. Phacelia, Tagetes und Sonnenblumen sind weitere Magnete für das Anlocken nützlicher Insekten. Und einen passenden Platz für einen Vogelnistkasten findet man doch immer irgendwo, oder?

Was ist aber zu tun, wenn die Weidenpflanzen dennoch arg malträtiert werden oder die flechterische Rutenqualität sehr zu wünschen übriglässt?

Nachfolgend die häufigsten Schadorganismen kurz portraitiert.

Häufige Schadorganismen bei Weiden (Salix):

Insekten

Blattkäfer, spezialisierte Rüsselkäfer, Spannerraupen und Larven von Blattwespenfressen an Blättern von Weiden und können die Pflanzen nahezu kahlfressen.

Daneben gibt es einige Gallen bildende Insekten, die es auf Weiden abgesehen haben: Diese Gallmücken und Gallwespen bringen Blätter, Knospen und Ruten der Weide dazu, Gewebeveränderungen zu produzieren, in denen dann ihre Larven heranreifen können. Gallenbildner, die sich auf die Endknospen der Rutenspitzen spezialisiert haben, machen gerne mal Schaden in Flechtweidenkulturen. Unerwünschte Rutenverzweigungen sind das Ergebnis. Betroffen davon können Mandelweiden, Salix triandra, (Button top Midge, Rhabdophaga hetcrobia) und Hanfweiden, Salix viminalis (Dasineura ingeris) sein. Andere Gallmücken (Rhabdophaga salicis) finden sich gelegentlich an Purpurweiden, Salix purpurea, und können ebenfalls zu flechterisch unbrauchbaren, partiell verdickten Ruten führen.

Weitere Infos zu Galle an Weiden

Ein häufiges Ärgernis beim Anbau von Flechtweiden sind spezialisierte Minierfliegen, z.B. die Kambiumminierfliege (Phytobia cambii). Sie nutzen den Markkanal von Weidenruten, um ihre Larven aufzuziehen. Die junge Rute wird dadurch brüchig und unbrauchbar. Bevorzugt befallen werden Hanfweiden, Salix viminalis, und Kreuzungen mit Hanfweiden. Erkennbar sind die schadhaften Ruten am braunen Markkanal und/oder der Austrittsstelle der Larve am Basisende der Rute.

Bei einem ähnlichen aber grösser dimensionierten Schadbild kann der Erlenwürger (Cryptorhynchus lapathi) am Werk sein. Dieser spezialisierte Rüsselkäfer befällt neben Erlen gerne Weiden und Pappeln und hinterlässt grosse Borlöcher ohne Austritt von Bohrmehl.

An grösseren Bäumen und Sträuchern von Weiden können Moschusbock (Aromia moschata) oder gar der Weidenbohrer (Cossus cossus) auftreten. Während ersterer mehrheitlich im Mulmbereich von Kopfweiden vorkommt, kann die Larve des Weidenbohrers ältere Stämme heimsuchen und stark schädigen. Salweiden, Salix caprea, Hanfweiden, Salix viminalis, und Kreuzungen davon können bevorzugt betroffen sein. Bei diesem Schadbild ist der Austritt von Bohrmehl allgegenwärtig.

Weitere Informationen zu Weidenbohrer und Moschusbockkäfer

All diese Attacken spezialisierter Insekten werden von mehrjährigen Kätzchenweiden bis zu einem gewissen Mass schadlos ertragen; beim Anbau von Flechtruten liegt die Toleranzgrenze erheblich tiefer.

Als generelle Massnahmen können helfen: Nützlingsförderung, insbesondere Vögel, Wegschneiden des schadhaften Holzes bzw. Verjüngungsschnitt bei älteren Weiden; gegebenenfalls Schadinsekten von Hand ablesen. Gelegentlich Jungpflanzen nachziehen.

 

Pilzkrankheiten

Weidenrost (Melampsora spp.) tritt bisweilen an Hanfweiden, Salix viminalis, und Kreuzungen von Hanfweiden vermehrt auf. Die Laubblätter können nach Rostbefall ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen und führen zu frühzeitigem Blattfall. Für den Anbau von Flechtweiden ist das eher ungünstig. Vorbeugen lässt sich durch geeignete Sortenwahl nicht anfälliger Klone, nicht zu dichte und wenn möglich gemischte Pflanzungen diverser Klone, anderer Gehölzarten oder nicht holziger Mischungspartner. Daneben kann Mehltau ebenfalls in (zu)dichten Kulturanlagen zum Problem werden.

MÄUSESCHÄDEN UND WILDVERBISS
Schäden von Säugetieren wie Wühlmäusen und Rehwild kann allenfalls mit der Sortenwahl entgegengewirkt werden. Purpurweiden, Salix purpurea, enthalten hohe Gerbstoff- und Salicingehalte. Alle Pflanzenteile schmecken extrem bitter. Das kann vom Verbiss abhalten; eine Gewähr ist es aber keineswegs.

Gegen Wildverbiss nützen Zäune und die Mäusepopulation sollte anderweitig in Zaum gehalten werden.


MELDEPFLICHTIGE SCHADORGANISMEN BEI WEIDEN

Für die Gattung Salix sind zurzeit weder besonders gefährliche Schadorganismen (Quarantäneorganismen), noch meldepflichtige Nicht-Quarantäneorganismen gelistet.

ProSpecieRara, 18. März 2021