Die Motivation der Tierhalter:innen

Nutztierrassen überleben nur, wenn sie von Menschen gehalten und gezüchtet werden. Deren Motivation, dies zu tun, ist darum ein immes wertvolles Gut.

Ohne Tierhalter:innen keine Tierhaltung. Wollen wir den gefährdeten Rassen Aufschwung geben, braucht es Menschen, die sie halten und züchten. Damit wir sie bestmöglich dabei unterstützen können, ist es wichtig, ihre Anliegen, Sichtweisen und Motivationen zu kennen. Darum führte ProSpecieRara mit Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft 2014 eine grosse Umfrage durch.

Mit der hohen Teilnahme (1162 Umfragen wurden ausgefüllt) zeigten die Tierhalter:innen, dass sie engagiert bei der Sache sind. Wir möchten uns bei allen, die sich für die Umfrage Zeit genommen haben, herzlich bedanken. Die umfangreiche Umfrage lieferte zahlreiche interessante Ergebnisse. Hier haben wir Ihnen einige herausgepickt. Die ganzen Ergebnisse finden Sie im Downloadbereich dieser Seite.

Grazie und Robustheit vor Leistung
Gefragt nach den wichtigsten Gründen für die Wahl der Rasse wurden das ansprechende Aussehen sowie die Robustheit und Widerstandskraft am häufigsten genannt. Am wenigsten zählten bei der Rassenwahl die Leistungsmerkmale (Milch-, Mast- und Legeleistung) sowie die kulturelle Verankerung der Rasse in den Regionen der Tierhalter:innen. Wirtschaftlichkeit im herkömmlichen Sinn spielt bei den gefährdeten Rassen also eine untergeordnete Rolle. Bestätigt wird dies in der Zusatzfrage, bei der sich 80% zur Erhaltungszucht mit Fokus auf Robustheit und Ursprünglichkeit bekennen und nur 9% ihr Ziel in der Weiterentwicklung der Produktivität sehen. Diese Eindeutigkeit ist umso bemerkenswerter, als die Hälfte aller Umfragen von Leuten ausgefüllt wurde, deren Haupt- oder Nebenerwerb in der Landwirtschaft liegt.

Herausforderung Vatertierhaltung
64% der Befragten gaben an, unter den jetzigen Verhältnissen nicht mehr Vatertiere halten zu können. Das bestätigt die Erfahrung der Zuchtleiter:innen, welche Mühe bekunden, die Zahl der Vatertiere zu erhöhen. In der Zucht gefährdeter Rassen ist aber gerade der Anteil männlicher Zuchttiere wichtig, um genetische Engpässe zu vermeiden (siehe: effektive Populationsgrösse). Das erfreulichere Bild, dass 66% der Teilnehmenden bei den weiblichen Tieren Aufstockungsmöglichkeiten sehen, wurde darum etwas getrübt. Es bleibt also eine wichtige Aufgabe, weitere Betriebe für die Vatertierhaltung zu gewinnen.

Via ProSpecieRara zu den gefährdeten Rassen
Dass 42% aller Befragten angaben, über ProSpecieRara auf ihre Rasse aufmerksam geworden zu sein, ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit. 34% der Teilnehmenden sind über Züchter:innen in ihrem persönlichen Umfeld auf ihre Rasse gestossen. Die ProSpecieRara-Züchter:innen verstehen es also, ihr Umfeld mit ihrer Leidenschaft für rare Rassen anzustecken! Wir werden uns anstrengen, sie mit geeignetem Infomaterial und der Organisation von Anlässen, wie z. B. der Tier-Expo, bei der Bekanntmachung alter Rassen zu unterstützen.