Warum alte Rassen erhalten?

Die Schweiz war einst reich an vielen Nutztierrassen– jede Region hatte ihre lokal angepassten Tiere. Es lohnt sich aus verschiedenen Gründen, von dieser Vielfalt möglichst viel zu retten.

Vielfältige genetische Ressourcen bedeuten Sicherheit
Unterschiedliche Rassen bedeuten unterschiedliche Eigenschaften, also unterschiedliche Genetik. Je grösser der noch vorhandene genetische Pool ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass darin Gene oder eben Eigenschaften vorhanden sind, die beispielsweise mit neu auftretenden Krankheiten oder sich verändernden Umweltbedingungen klarkommen. Die Verschiedenartigkeit der Rassen ist also eine Versicherung für künftige Anforderungen oder Bedrohungen. (siehe auch: Die tiergenetische Ressourcen der Schweiz).

Wertvolle Eigenschaften
Alte Rassen haben Eigenschaften, die heute wieder interessant sind. Wer eine extensive Tierhaltung anstrebt und seine Tiere mit hofeigenem Gras und Heu füttern will, anstatt mit teuer zugekauften Futtermitteln, der hat unter den alten Landrassen eine gute Auswahl an geeigneten Tieren. Viele Tierhalter*innen sind zudem nicht ganztägig auf dem Hof und auf robuste und genügsame Tiere, gesunde Klauen und unkomplizierte Geburten angewiesen.

Auch in Landschaftspflege-Projekten wird heute gerne auf die genügsamen alten Rassen zurückgegriffen, die sich bspw. auch an altem, überständigem Gras gütlich tun. Ob für die Bewirtschaftung steiler Weiden, die Bekämpfung von Verbuschung, die Pflege von Amphibienbiotopen oder für die Pflege extensiver Naturschutzflächen: ProSpecieRara-Rassen bieten ökologische Alternativen für viele Aufagben, die ohne Tiere oft maschinell und damit kostenintensiv erledigt werden müssten.

Quelle für spezielle Nischenprodukte
In einer Welt, in der Nahrungsmittel mehr und mehr standardisiert werden, sind die traditionellen Nutztiere eine Quelle für vielfältige Spezialitäten. Bauernbetriebe aber auch Küchenchefs und Detailhändler entdecken zurzeit die Landrassen. Denn sie liefern spannende Nischenprodukte, die sich nicht beliebig austauschen lassen und mit denen man sich abheben kann. Wo Swissness und Storytelling gefragt sind, schöpfen die alten Landrassen aus dem Vollen!

Ob Wolle, Eier, Milchprodukte oder Fleischspezialitäten, es gibt eine wachsende Käuferschaft, die ein grosses Interesse an ProSpecieRara-Spezialitäten hat. Geschätzt wird nicht nur die Qualität der Produkte, sondern auch die kleinstrukturierte Landwirtschaft, aus der die Produkte stammen. Auch der sanfte Agro-Tourismus profitiert von der Ausstrahlung der alten Rassen. Arche-Höfe, Schau-Alp-Aufzüge und viele Festaktivitäten erhalten durch die Vielfalt der Nutztierrassen eine besondere Note.

Landwirtschaftliches Kulturgut
Die alten Rassen sind in der Moderne angekommen und leisten in ihren Nischen mannigfaltige Dienste. Gleichzeitig gehören die traditionellen Rassen zu unserem Kulturgut. Sie geben uns einen lebendigen Einblick in die vergangenen Zeiten und erzählen vom Leben früherer Generationen. Für historische Projekte, Ausstellungen oder kulturelle Aufführungen sind die Organisator*innen immer wieder froh, dass es noch Züchter*innen gibt, die «originalgetreue» Tiere zur Verfügung stellen können.
Auch zoologische Gärten und Tierpärke besinnen sich auf dieses Kulturgut und zeigen ihren Besucher*innen wieder vermehrt traditionelle Nutztiere.