Laubfütterung: gesund und ökologisch

Was der Mensch während Jahrtausenden für seine Tiere nutzte, wird heute wiederentdeckt: Das Laubfutter. Vor allem für Schafe, Ziegen und Rinder war es früher üblich, Zweige und Laub von Gehölzen zu schneiden und ihnen diese frisch oder getrocknet zu verfüttern. Unsere Landrassen schätzen dies auch heute noch. Und auch für Kleintiere wie Kaninchen eignet sich das Laubfutter.

Früher wussten Tierhalter*innen genau, von welchem Strauch oder Baum sich das Laub als Futter eignet und wie viel davon den Tieren guttut. Heute ist das kaum mehr bekannt, denn dieses Wissen ging mit dem Aufkommen der Leistungsrassen und den damit verbundenen intensiven Haltungsformen verloren. Dabei bietet die Laubwirtschaft viele Vorteile. Allem voran ist das mineral- und faserreiche Laub mit seinen vielen Inhaltsstoffen gesund und gut für die Verdauung der Tiere. Besonders interessant ist es auch im Hinblick auf das in Schach halten von Darmparasiten, denn Laub, Rinde und Knospen enthalten viele Gerbsäuren, Harze und andere Stoffe, die den Parasiten das Leben schwer machen. Die Gerbstoffe in getrocknetem Walnusslaub und die Harzstoffe in Nadelgehölzen sind zwei Beispiele dafür. Dass das Laub futter auf dem eigenen Hof gewonnen werden kann und ohne lange Transportwege zur Verfügung steht, ist ein weiterer Pluspunkt. Laubfutter kann frisch (grün) direkt oder getrocknet verfüttert werden.

Die Laube
Bis Mitte Juni geschnittenes Laub beinhaltet meist weniger Bitterstoffe als später geschnittenes und ist deshalb bei den Tieren beliebter. Wer über ein Tenn oder eine Laube verfügt (die übrigens just daher ihren Namen erhalten hat), kann also frisch geerntete Äste samt Laub trocknen. Die Trocknung kann auch in Form von luftig zusammengebundenen Bünden im Freiland passieren. Ein zwischenzeitliches Nasswerden durch Regen schadet nicht, weil die dadurch geförderte Fermentation das Laub für die Tiere gar bekömmlicher macht. Ganz unabhängig von der Art des Trocknens wird das dürre Laub eine begehrte Abwechslung im winter lichen Futterplan der Tiere darstellen.

Futtergewinnung auf mehreren Etagen
Durch das «Schneiteln», das regelmässige Schneiden von ein- oder zweijährigen Trieben, entstehen knorrige Kopfgehölze (z. B. die be- kannten Kopfweiden). Werden diese rund ein- einhalb Meter über Boden gezogen, lassen sie genügend Sonnenlicht durch, sodass das Gras darunter trotzdem gedeiht. So kann gar auf mehreren Etagen Futter gewonnen werden. Die Kopfbäume wachsen derweil zu charaktervollen Landschaftselementen heran, die mit ihren groben Strukturen und teilweise abgestorbenen Stellen vielfältige Lebensräume für Insekten und Vögel bieten.

Win-Win für die Weidensorten-Erhaltung
Für die Laubfuttergewinnung eignen sich viele Gehölze (siehe unten), auch die Weiden. Allerdings sind nicht alle Weidenarten gleich beliebt bei den Tieren, denn die einen schmecken deutlich bitterer als die ande- ren. Im Rahmen unseres Erhaltungsprojekts für die gefährdeten Kulturweiden haben wir zusammengestellt, welche ProSpecieRara-Weidensorten bei Ziegen, Schafen & Co. gut ankommen. Viele davon können auch als Kopfweiden gezogen werden (Sortenliste). Wer also seinen Vierbeinern etwas Gutes tun will, kann sich gleichzeitig auch für die Erhaltung der Kulturweidensorten einsetzen.

Für die Laubfütterung geeignete Gehölze
Empfohlen wird die Laubfütterung als Zusatzfutter zur normalen Fütterung. So kann das Weide- oder Winterfutter mit gesundheitlich wertvollen Inhaltsstoffen angereichert werden. Von einer einseitigen und ausschliesslichen Fütterung mit Laubfutter wird abgeraten. Folgende Arten sind Beispiele von Gehölzen, die sich als Laubfutter eignen.

- Esche
- Ulme
- Linde
- Weide*
- Birke
- Rotbuche
- Hartriegel
- Hainbuche
- Tanne
- Rosskastanie
- Fichte
- Edelkastanie
- Lärche

*Unter den ProSpecieRara-Kulturweiden geeignete Sorten, die sich auch als Kopf weiden eignen:
- Capriasca
- Soorwiesli
- Aglaia
- Netta Statham
- Black German
- Cinnamomea
- Heidenriet
- Regalis

Informationen und Bezugsquellen zu den ProSpecieRara-Kulturweiden findet man im Sortenfinder.