Reben

Reben begleiten und beschäftigen uns Menschen schon seit Jahrtausenden. Vitis vinifera ist eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Kaum einer anderen Pflanze wurde so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Entsprechend gross ist die Sortenvielfalt.

Einst wurden kleine, wild wachsende Traubenbeeren gesammelt. Kaum sesshaft, begannen die Menschen im Südkaukasus, wo Vitis vinifera wild vorkommt, mit der Kultivierung der Trauben. Die älteste Kelteranlage stammt aus dem Iran und wurde auf die Zeit um 7400–7000 vor unserer Zeitrechnung datiert. Für die Schweiz kommt der älteste Nachweis von kultivierten Reben aus dem Wallis und wird der Zeit zwischen 800–600 v.u.Z. zugeschrieben. Dank verschiedener Einflüsse aus den Nachbarländern und den unterschiedlichen klimatischen Regionen haben sich hier zahlreiche Sorten etabliert.

Ungebetene Amerikanische Einwanderer
Auch in der neuen Welt begann man mit Reben zu arbeiten, verwendete aber die dort ursprünglich vorkommenden Rebenarten Vitis riparia, Vitis rupestris und Vitis labrusca. Ab dem 19. Jahrhundert wurden Reben interkontinental ausgetauscht und so kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit amerikanischen Rebstöcken (= Americano-Trauben) auch Rebläuse (ein Wurzelschädling) sowie die Pilze Echter und Falscher Mehltau nach Europa und breiteten sich hier rasant aus. Während sich die amerikanischen Reben über lange Zeit an die Läuse und Pilze anpassen konnten und deshalb kaum geschädigt werden, fehlten den europäischen Reben die Abwehrmechanismen. Läuse und Pilze gemeinsam vernichteten bis 1915 grosse Teile der Rebbestände in Europa. Dadurch verschwanden auch viele Rebensorten unwiederbringlich.

Reben «bauen»
Wurzelechte Rebstöcke sind seither selten. Man merkte rasch, dass die Lösung heissen musste: Auf Wurzeln von amerikanischen Rebenarten das Holz europäischer Sorten veredeln, denn den amerikanischen Wurzeln konnten die Rebläuse kaum etwas anhaben. Allerdings galten die Americano-Trauben hierzulande wegen ihres ausgeprägten Foxtones (auf Schweizerdeutsch «Chatzeseicherli») lange als ungeeignet für die Weinherstellung. Man «baute» sich also quasi seine Rebstöcke, züchtete aber gleichzeitig mit den neuen und alten Arten auch weiter, um sie an die hiesigen Verhältnisse anzupassen.

Schwindende Vielfalt
Alte Americano-Trauben haben sich besonders im Tessin als schattengebende Liane an Pergolen gehalten, während alte Europäer-Traubensorten auch heute noch bedeutend sind für die Weinproduktion in der ganzen Schweiz. Allerdings nehmen gerade mal vier Sorten 70% der Anbaufläche ein! Den Rest der Fläche teilen sich gegen 250 verschiedene alte und neuere Sorten und Klone*.
In die Obhut von ProSpecieRara kommen Sorten, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts oder länger bekannt sind und deren Weiterbestand gefährdet ist. 126 Sorten, vorwiegend aus der Südschweiz, sind dies zurzeit. Sie sind in zwei Sammlungen im Tessin abgesichert: Die Sammlung in Minusio enthält vor allem alte Tessinersorten sowie 18 verschiedene Klone von den ehemals typischen Tessiner-Sorten ‚Bondola‘ und ‚Bondoletta‘; die Sammlung in Mezzana beherbergt 126 seltene Sorten aus der ganzen Schweiz.

*Klon: Rebsorten können sich umweltbedingt verändern (Knospenmutation). Der aus einer Knospenmutation entstandene Neutrieb hat jeweils andere Eigenschaften als die restlichen Triebe am Stock. Er kann z.B. robuster sein oder seine Trauben schmecken aromatischer. Gefallen diese Eigenschaften, wird dieser Trieb vegetativ vermehrt. Die so entstandene neue Sorte wird als Klon der ursprünglichen Sorte bezeichnet.

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