Förderung der Evolèner

Die Evolèner sind die am stärksten gefährdete Rinderrasse der Schweiz. Dieses Förderprojekt schafft Anreize zum Aufziehen von Jungstieren und unterstützt sowohl die künstliche als auch die natürliche Befruchtung von Kühen.

Evolèner Stier
Evolèner Rind

In Kürze
Das Verschwinden der Evolèner-Rinder konnte Mitte der 1990er-Jahre durch die Bemühungen von ProSpecieRara zusammen mit engagierten Züchter*innen gestoppt werden. Der Gesamtbestand nahm wieder auf knapp 400 Zuchtkühe zu, stagnierte aber im vergangenen Jahrzehnt.

Die Haltung von Stieren ist nicht ganz einfach. Da aber für die genetische Breite innerhalb einer Rasse, speziell wenn es nur so wenige Tiere gibt, eine möglichst grosse Anzahl Vatertiere sehr wichtig ist, entschädigt dieses Projekt Landwirte, die Stiere bis zum Einsatz als Deckstier aufziehen und halten.

Aber auch die Absamung von Evolèner-Stieren für die künstliche Besamung (KB) wird gefördert, da viele Betriebe mit dem «Köfferli-Stier» (Tierarzt) für Nachwuchs sorgen. Auch diese sollen Evolèner halten und zum Überleben dieser kleinen, geländegängigen Bergrasse beitragen können.

Möchten Sie Evolèner züchten? Teilnahmeberechtigt sind Mitglieder der beiden Rassevereine Evolèner Zuchtverein (EZV) und Original Evolèner Viehzuchtgenossenschaft (OEZG), die im Zuchtbuch erfasste Evolèner züchten. Züchter*innen, die in den vom Projekt geförderten Aktivitätsbereichen aktiv sind, können sich für Unterstützungsbeiträge bei ihren Vereinen melden. Die Projektleitung und -koordination liegt bei ProSpecieRara.

Heute sind extensive Rinderrassen vom Evolèner-Typ wieder vermehrt gefragt, was am Aufkommen von ähnlichen Rassen wie dem Tux-Zillertaler- oder dem Pinzgauerrind in der Schweiz zu sehen ist. Die Evolèner konnten von diesem Trend bislang wenig profitieren. Die Projektpartner ProSpecieRara und Evolèner Zuchtverein sind sich einig, dass die Rasse und deren positive Eigenschaften zu wenig bekannt sind. Sie starteten darum 2014 ein Projekt, das hier ansetzen sollte. Die Ziele sind:

Teilziel 1: Erhöhung der Anzahl Zuchtbetriebe
Mit dem Gewinnen neuer Zuchtbetriebe wird ein Absatz für Zuchttiere aus bestehenden Betrieben geschaffen, so dass weniger potentielle Zuchttiere geschlachtet werden müssen und der Gesamtbestand steigt. Massnahmen: Öffentlichkeitsarbeit, Durchführung von Infoveranstaltungen.

Teilziel 2: Stabilisierung und Erhöhung der Anzahl verfügbarer Natursprung-Stiere
Viele Stiere bedeuten eine grosse genetische Vielfalt, was für eine gefährdete Rasse sehr wichtig ist. Die Aufzucht von Jungstieren für den Einsatz in der Zucht als Deckstiere ist aber eine Knacknuss, da sie passende Infrastruktur und entsprechendes Fachwissen voraussetzt. Das Projekt fördert Züchter*innen, die Jungstiere aufziehen und damit einen enorm wertvollen Beitrag an die Erhaltung der Rasse leisten. Massnahmen: Beratung und Ausrichtung von Stierenaufzuchtprämien.

Teilziel 3: Erweiterung des KB-Genpools und damit des Angebots an KB-Stieren (Absamung von Stieren für Künstliche Besamung)
Ohne die rollende, regelmässige Absamungen von neuen Stieren bleibt die Zucht im KB-Bereich stehen und die genetische Vielfalt eng (da immer die gleichen Stiere Väter werden). Für die genetische Absicherung der kleinen Evolènerpopulation, aber auch für die Gewinnung neuer Betriebe, die KB bevorzugen, spielt ein ausgewogenes KB-Angebot eine sehr wichtige Rolle. Massnahme: Finanzierung von zwei Stieren-Absamungen pro Jahr.

Teilziel 4: Förderung des Natursprungs und damit Förderung der genetischen Breite
Mit der Förderung von Zuchtaktivitäten ausserhalb des Betriebs (Kuh zum Natursprungstier bringen oder Stier für eigene Kühe ausleihen) kann das Engagement der Züchter*innen für die Bewahrung der genetischen Breite resp. die Verhinderung hoher Inzuchtwerte gewürdigt werden. Massnahme: Züchter*innen, die in Zusammenhang mit Natursprungaktivitäten Transportaufwände haben, erhalten dank des Projekts eine finanzielle Unterstützung.

Teilziel 5: Analyse der Genetik mittels DNA-Sequenzierung über Haarproben
Im Rahmen dieses Projekts werden allen lebenden Tieren Schwanzquastenhaare entnommen. Aus dem Gewebe der Haarwurzeln kann die DNA der Tiere sequenziert und analysiert werden. Nest der Verifizierung der Abstammung können weitere für die Erhaltungszucht wertvolle Daten gewonnen werden (effektive Inzucht, Verwandtschaft zwischen den Tiere, ect.)

Stand des Projektes 2020
Dank des Projekts konnten in den vergangenen Jahren jeweils zwei neue Stiere für die künstliche Besamung abgesamt werden. Das ist wichtig für die Erhaltung und Förderung des Genpools innerhalb der Rasse und die Gewinnung neuer Betriebe, da einige nur mit künstlicher Befruchtung arbeiten. Besonders erfreulich ist aber auch, dass trotz der für die Tierhalter*innen weniger aufwendigen Möglichkeit der künstlichen Besamung, viele Betriebe weiterhin auf die natürliche Variante mit einem Natursprungstier setzen. Das führt dazu, dass an verschiedenen Orten mehrere Stiere gehalten werden, was für die Absicherung der Rasse ausgesprochen wertvoll ist. Dank des Projekts erhalten die Züchter*innen eine Kostenbeteiligung für die Aufzucht von Jungstieren und damit auch eine Wertschätzung ihres Engagements für die seltenen Evolèner. Ein toller Erfolg ist es, dass wieder regelmässig Jungstiere aufgezogen werden und für die Erhaltungszucht zur Verfügung stehen.
Die Möglichkeit der Genanalyse mittels Haarproben ermöglicht die Verifizierung der Abstammungen und Aussagen über den Zustand der Genetik innerhalb der Evolèner. Jahr für Jahr kommen dank der arbeit der Experten des Evolèner-Zuchtvereins weitere Proben dazu und vervollständigen das Bild.

Steckbrief

Erhaltungsprojekt
2014

Erhöhung der Tierzahlen und Gewinnung neuer Höfe, welche diese stark bedrohte Rinderrasse halten

Die Projektkosten werden mit Mitteln des Bundesamt für Landwirtschaft und mit Spendengeldern getragen.

Dank des Projekts konnten in den vergangenen Jahren jeweils zwei neue Stiere abgesamt und bis zu 17 Jungstiere aufgezogen werden.

Philippe Ammann
Stv. Geschäftsführer und Bereichsleiter Tiere