Die Schweizer Hühnerrassen auf dem Prüfstand

2021 startete ein Projekt, das klare Daten zu Verwandtschaft und Leistung der Schweizer Hühnerrassen generiert. Erste Ergebnisse dürfen wir Ihnen heute präsentieren.

In Kürze

Die Wertschätzung der landwirtschaftlichen Vielfalt und damit der lokalen Landrassegeflügel, dem „Schweizerhuhn“, dem „Appenzeller Barthuhn“ und dem „Appenzeller Spitzhaubenhuhn“ ist in den letzten Jahren stark gestiegen. In reinen Tierzahlen sind ihre Populationen deutlich gewachsen, jedoch sind die Leistungen mit einer grossen Unsicherheit behaftet und das Auftreten von Erbkrankheiten steht im Zusammenhang mit dem Inzuchtgrad in einer Population. Diese Werte sind für die drei Rassen nicht bekannt. Um sie ermitteln zu können, müssen von möglichst vielen Tieren Blutproben genommen und mit hohen Kosten im Labor analysiert werden.

Gross war darum die Freude, als das Bundesamt für Landwirtschaft einem Gemeinschaftsprojekt von ProSpecieRara, der ZUN, der HAFL* und der Universität Bern seine finanzielle Unterstützung zusprach, um Daten der drei Schweizer Hühnerrassen zu erheben; ein ambitioniertes Projekt, eine grosse Chance für die Landrassehühner, aber auch eine beachtliche Herausforderung, die nur gemeistert werden kann, weil die Züchterschaft tatkräftig mitwirkt. Dutzende Halter:innen brachten im Frühling 2021 ihre Tiere zu Blutentnahmestellen, notierten über Monate akribisch die tägliche Anzahl gelegter Eier und rapportierten Brut- und Aufzuchtdaten ihrer Hühner. Die HAFL konnte in der Zwischenzeit die Daten aus dem ersten Projektjahr auswerten und für diesen Zeitraum interpretieren.

Bei der Brutleistung (Befruchtungs-, Schlupf- und Aufzuchtraten) können sich unsere Schweizer Rassen durchaus sehen lassen. Einzig die Schlupfraten (Anzahl geschlüpfter Küken pro befruchtete Eier) liegen bei allen drei Rassen relativ tief. Für die Schlupfraten sind nebst genetischen Faktoren (inkl.Inzucht) im Wesentlichen die Umweltbedingungen entscheidend. Die Witterung spielt ebenso eine Rolle wie das Gewicht der Bruteier oder auch das Handling des Brutapparats. Daher ist es hier besonders wichtig, während mehrerer Jahre Daten zu erheben, um aussagekräftige Schlüsse ziehen und die Schlupfraten vielleicht künftig heben zu können.

Aber kommen wir zu der Frage, die uns alle wohl am meisten interessiert: Wie viele Eier legt denn nun so ein Rassehuhn? Die durchschnittliche Legeleistung der einzelnen Hennen belief sich beim Appenzeller Barthuhn auf 132 Eier, beim Schweizerhuhn auf 121 Eier und beim Appenzeller Spitzhaubenhuhn auf 120 Eier im ersten Projektjahr. Die Eierleistungen unserer Hühner sind zweifellos respektabel – wenn auch bei weitem nicht so hoch wie die landläufige Vorstellung. Die Erfassung der Brut- und Legeleistungen dauert im laufenden Jahr noch an. Wir sind begeistert vom passionierten Mitwirken der Züchterinnen und sehr gespannt auf weitere Ergebnisse.