Pflanzenschutz im Samenbau

Am Fachtag Samenbau 2016 erhielten die ProSpecieRara-Sortenerhalter*innen wertvolle Tipps für die gesunde Kultivierung ihrer Gemüsesorten. Einige sind speziell für den Samenbau der genannten Kulturarten wichtig, viele sind allgemein nützlich für die biologische Gemüseproduktion im Garten.

Vermeiden von pflanzlichen Viren an Leguminosen
Betrifft insbesondere: Stangenbohnen, Buschbohnen, Erbsen, Kefen – Befall mit verschiedenen Virenarten möglich

Tipps:

  • Kulturen mit Insektenschutznetzen vor den virenübertragenden Insekten schützen
  • Gesunde Samen verwenden
  • Vorzucht als Setzlinge und Selektion der gesunden Pflanzen ab dem zweiten Blattpaar (beim ersten Blattpaar treten Anomalien manchmal auch ohne Virenbefall auf)
  • Stangenbohnen einzeln an Stangen anbauen, Buschbohnen mit weitem Pflanzenabstand – Einzelpflanzen klar getrennt voneinander halten
  • Fortlaufend Pflanzen beobachten und die stark durch Viren geschädigten Pflanzen entfernen, unter Umständen bis auf das nötige Pflanzenzahlminimum für die Vermehrung
  • Nicht gut entwickelte oder gefleckte Samen aussortieren
  • Diese Schritte bei jeder Vermehrung verfolgen und den Virenbefall stabilisieren, wenn nicht sogar ausmerzen
  • Grundsätzlich mit möglichst vielen Pflanzen pro Vermehrung arbeiten, um selektieren zu können
  • Die Sorte gut kennen, um Viren- und andere Symptome unterscheiden zu können


Gut zu wissen:

  • Ein gewisser Virenbefall kann sogar positiv sein, da die Pflanzen sich dadurch gegen weitere Viren wappnen und robuster werden.
  • Viren können bei Leguminosen über Samen übertragen werden.
  • Oft sind aber nicht alle Samen virös, Erfahrungswerte zeigen, dass es sogar nur 5-20% der Samenbestände sind
  • Viren werden vor allem durch blattsaugende Insekten übertragen (z.B. Blattläuse, Thripse, Wanzen)
  • Pflanzenviren vermehren sich innerhalb der Pflanzenzellen und wandern via Saftströme in der Pflanze von Zelle zu Zelle weiter
  • Auffällige Virensymptome sind z.B.: eingerollte Blätter, eine pergamentartige Blattspitze, ein aufgeworfenes Blatt, eine mosaikartige Färbung
  • Symptome lassen sich an beschatteten Blättern besser erkennen.
  • Viröse Krankheiten lassen sich aber nicht immer erkennen, letzte Gewissheit bringt nur eine Laboruntersuchung
  • Pflanzenviren lassen sich nicht mit Pflanzenschutzmitteln bekämpfen, es hilft nur die Vorbeugung
     

Vermeiden von pflanzlichen Viren an Tomaten

Betrifft inbesondere: Tabakmosaikvirus an anfälligen Tomatensorten

Tipps:

  • Reinigung des Tomatensaatguts immer mit der Gärmethode, um möglichst viel Fruchtfleisch zu entfernen
  • Abschliessend zur Saatgutreinigung eine Behandlung mit Essig durchführen (z.B. Apfelessig), Verdünnung mit Wasser auf 1:4, für 5 Minuten einlegen, danach gut ausspülen und rasch trocknen


Gut zu wissen:

  • Mit Mosaikvirus befallene Pflanzen entwickeln fleckige, ungeniessbare Früchte


Pilzerkrankung «Sklerotina»

Betrifft: Verschiedene Pflanzen wie Leguminosen, Kohl, Salat, Karotten

Tipps:

  • Entfernung von befallenen Pflanzen und Entsorgung im Kehrricht
  • Behandlung mit «Contans» (erhältlich bei Andermatt Biocontrol)


Gut zu wissen:

  • Der Pilz ist als weisse Watte mit schwarzen Kötteln (Mycelknäuel) am unteren Teil der Pflanze erkennbar
  • Die Pilzsporen überdauern bis zu 7 Jahren im Boden


Pilzerkrankung «Kraut- und Braunfäule»
Betrifft insbesondere: Nachtschattengewächse wie Tomaten, Kartoffeln, Auberginen

Tipps:

  • Stärkung der Zellwände mit Schachtelhalmbrühe oder Kamillentee. Ackerschachtelhalm für 1-2 Stunden kochen. Sud an trockenem, sonnigem Vormittag über die Pflanzen sprühen
  • Für gute Durchlüftung sorgen (weiter Pflanzenabstand, an luftigem Standort setzen, Triebe bei Tomaten ausgeizen)
  • Schutz vor Regennässe durch Überdachung
  • Mulchen


Pilzerkrankung «Blattflecken»
Betrifft insbesondere: Cercospora beticola und Ramularia beticolaauf Fuchsschwanzgewächsen wie Randen, Mangold, Zuckerrüben

Tipps:

  • Warmwasserbehandlung der Samen vor der Aussaat mit 50°C warmem Wasser für 20 Minuten, danach sofort mit kaltem Wasser abschrecken
  • Im Herbst gutes Unterhacken von Pflanzenresten
  • 3 Jahre Abstand zwischen betroffenen Arten in der Fruchtfolge einhalten
  • Nur gut verroteter Kompost ausbringen


Gut zu wissen:

  • Beide Krankheiten werden über Samen übertragen, die Bedeutung dieser Infektionsquelle ist aber unterschiedlich
  • Beide Krankheiten überdauern vor allem auch im Feld auf Blatt- und Pflanzenresten
  • Weitere Informationen: Cercospora-Blattflecken, Ramularia-Blattflecken


Schädlinge: Erdflöhe
Betrifft insbesondere: Pflanzen die Senföl enthalten (Raps, Radiesli, Rettich, Mai- und Herbsträben, Bodenkohlrabi...)

Tipps:

  • Kultur mit Insektenschutznetz schützen
  • Tomatenblätter verjauchen lassen, auf Blätter sprühen


Schädlinge: Kohlweisslinge
Betrifft insbesondere: Alle Kopfkohlarten wie Weisskohl, Rotkohl, Wirz

Tipps:

  • Tomatenjauche über Pflanzen sprühen
  • Inkarnatklee als Untersaat säen


Schädlinge: Läuse und Spinnmilbe
Betrifft: Verschiedene Kulturen

Tipps:

  • Basilikum- oder Wermuttee spritzen
  • Anwendung von Neem (Kontaktinsektizid, nicht unumstritten, aber im Biolandbau zugelassen)
  • Nur im Notfall: Rainfarntee spritzen (Vorsicht, hochwirksames Insektizid, das Nützlinge treffen könnte)

Gut zu wissen:

  • Der Befall geschieht vor allem wenn die Pflanzen einen überschiessenden Saftfluss aufweisen (im Frühling, bei gestörtem Wachstum, nach Umpflanzung)
  • Der Befall reguliert sich meinst von selbst durch Nützlinge wie Schlupfwespen, Marienkäfer, Raubmilben.
  • Ameisen pflegen und schützen hingegen die Läuse (werden in diesem Zusammenhang fälschlicherweise oft als Nützling angesehen)


Schädlinge: Bohnenkäfer
Betrifft insbesondere: Lagerschädling auf Sämereien von Leguminosen

Tipps:

  • Mit der Ernte von Trockenbohnen nicht zu lange zu warten, Handlese so bald die Bohnen abgereift sind (Bohnenhärte mit Nagelprobe prüfen)
  • Das gut getrocknete Saatgut für mindestens 3 Wochen im Tiefkühler einfrieren

Gut zu wissen:

  • Mit dem Einfrieren sollten alle Stadien des Bohnenkäfers abgetötet werden, also auch Ei und Larve
  • Samen der Ackerbohnen sind in tiefen Anbaulagen aufgrund der frühen Abreife im Sommer am stärksten vom Bohnenkäfer betroffen


Schädlinge: Schnecken
Tipp: Eine empfehlenswerte, österreichische Publikation widmet sich dem Thema ausführlich www.arthurschnitzer.at


Bakterien
Betrifft: Verschiedene Gemüsearten und Zeitpunkte in der Saison, von Bedeutung für den Samenbau ist insbesondere Fettfleckenkrankheit auf Bohnen

Tipps:

  • Strenge Saatgut-Selektion vornehmen


Gut zu wissen:

  • Fettflecken sind runde, fettartige Flecken auf den Bohnenhülsen, die das Gewebe zerstören
  • Die Samen können ebenfalls befallen werden; braune, eingetiefte Flecken
  • Der Befall von Fettflecken (und anderen Bakterienkrankheiten) tritt oft bei feuchtem Wetter auf


Die meisten hier aufgeführten Tipps wurden im Rahmen des ProSpecieRara-Fachtags Samenbau 2016 bei der Gärtnerei der Solodaris Stiftung, Solothurn durch die Referentin Mara Müller von Arche Noah Österreich und den Referent Olivier Schump von Agroscope vermittelt. Ihnen, sowie der Sortenerhalterin Kathrin Schäppi, deren Notizen als Grundlage für diese Tipps dienten, gilt an der Stelle ein herzliches Dankeschön.

Der Fachtag Samenbau 2016 hat im Rahmen des Projekts Diversifood stattgefunden.