Hinterwälder Rind

Das Hinterwälder Rind ist die kleinste Rinderrasse Mitteleuropas. Seine körperlichen Eigenschaften und seine Wesensart machen es zu einem für die Schweizer Bergwelt besonders wertvollen Nutztier.

Die Hinterwälder erhielten ihren Namen vor ca. 150 Jahren, als man begann, sie innerhalb des «Wälderviehs» von ihrer ein wenig grösseren Schwesterrasse, den «Vorderwäldern», zu unterscheiden. Beide Rassen kamen einst in verschiedenen Tälern des Alpenraums vor. Während viele andere Kleinrassen endgültig ausstarben überlebten sie als kleine Restbestände im südlichen Teil des Schwarzwaldes. Aus dieser Region importierten engagierte Züchter zusammen mit ProSpecieRara in den 1980er-Jahren Zuchttiere der Hinterwälder in die Schweiz und unterstützten damit die Süddeutsche Züchterschaft bei der Rettung der kleinen aber wertvollen Hinterwälder Rinder.

Erholung in den Schweizer Bergen
Die Rasse hat sich in den vergangenen dreissig Jahren erholt, und man kann heute mit einiger Zuversicht auf ihren langfristigen Fortbestand hoffen. Hinterwälder-Herden gibt es inzwischen über die gesamte Schweiz verteilt. Man hat vor allem in der Innerschweiz, dem Emmental und dem Berner Oberland gute Chancen, sie anzutreffen. Die Hinterwälder sind gut an das Leben im Schweizer Gebirge angepasst; die jahrhundertelange extensive Haltung unter extremen Bedingungen wie steile Hanglagen, karge Futterqualität und dynamische Witterungen förderte stets jene Tiere, die sich durch Trittsicherheit, gute Raufutterverwertung und hohe Vitalität auszeichneten.

Zähe kleine Bergbewohner
Die stolzen, falb bis rot gesprenkelten oder gescheckten Tiere sind die kleinsten Rinder Zentraleuropas. Ihr weisser Kopf mit den klugen, grossen Augen trägt oft eine auffällige, nach aussen geschwungene Behornung. Die Hinterwälder Rinder gelten als robust, wenig krankheitsanfällig und besonders langlebig; die Tiere können durchaus 15 bis 18 Jahre alt werden. Weil sie sehr leicht gebaut sind, eignen sie sich auch für die Bewirtschaftung steilster Hänge. Ihr geringes Gewicht und die im Verhältnis dazu grossen Klauen wirken sich schonend auf die Grasnarbe aus und helfen so, Trittschäden gering zu halten. Auch auf nassen, flachen Weiden überzeugen die Hinterwälder mit diesen Vorzügen; sie können nach Regenperioden früher wieder auf die Weide gelassen werden, ohne dass die Grasnarbe verletzt würde und damit Platz für Weide-Unkräuter entstünde.
Hinterwälder sind für ihre Fruchtbarkeit und ihre leichten Geburten bekannt. Die Kühe sind gute Raufutterverwerterinnen und zeigen relativ zu ihrem geringen Körpergewicht eine beachtliche Milchleistung von durchschnittlich ca. 3'800 kg pro Laktation. Durch ihren starken Bewegungsdrang haben Hinterwälder Rinder zudem ein sehr feinfaseriges und gut marmoriertes Fleisch. Sie eignen sich damit sowohl für die Milchkuh- als auch für die Mutterkuhhaltung – ein  Zweinutzungsrind wie es im Buche steht.

Bestandesentwicklung

  • steigend

Nutzung

  • Milch
  • Fleisch
  • Landschaftspflege

Zuchtziele

  • Langlebigkeit, Robustheit und Berggängigkeit
  • Gute Raufutterverwertung
  • Gute Fruchtbarkeit und problemloses Abkalben
  • Mastfähige Kälber mit guter Schlachtausbeute und feinfaserigem Fleisch
  • Milchleistung

Masse und Gewichte

Widerristhöhen
Kühe 115-122 cm
Stiere 130 cm

Gewichte
Kühe 350-450 kg
Stiere 750 kg

Partnerorganisation

Der Schweizerischer Hinterwälder Zuchtverein ist als nationaler Rasseverein organisiert. Für die Tiere des Vereins führt Braunvieh Schweiz das Zuchtbuch.

Schweizerischer Hinterwälder Zuchtverein (SHZ)
Präsidentin:
Kathrin Berger
Unteregg 696
3553 Gohl
Tel. 034 402 32 37, k.berger(at)hinterwaeldervieh.ch
www.hinterwaeldervieh.ch

Tiervermittlung

Hinterwälder Rinder suchen und anbieten auf:
www.tierische-raritäten.ch


Wissen

Natursprung oder künstliche Besamung?

 

Soll man alte, traditionelle Rassen enthornen? Nein.